Meine erste Fotosafari

Wie ich auf die Wildbienen gekommen bin

Um mich herum summt und brummt es. Viele verschiedene Insekten. Gibt es wirklich ein Problem?

Gibt es ein Insektensterben? Mein erster Einblick in die Welt der Wildbienen

Vornübergebeugt stehe ich da, in unbequemer Position tun mir nach kurzer Zeit der Rücken und die ausgestreckten Arme so sehr weh, dass ich die Kamera kaum noch ruhig halten kann. ich versuche jede Bewegung zu vermeiden, um das unbekannte Geschöpf bloß nicht zu vertreiben.

Klick. Ein leichter Druck auf den Auslöser. Klick. Noch einer. Das Insekt rührt sich nicht, ich mich auch nicht. Im seichten Wind bewegen sich die Stengel der Blüten von Mohn- und Kornblumen leicht hin und her. Um mich herum summen und brummen die Insekten, aber ich bin ganz auf dieses eine Exemplar fixiert. Es sitzt in der Blüte, ein kleiner Rüssel scheint an den winzigen Stielen mit dem Nektar zu saugen. Ganz langsam bekomme ich den kleinen immer näher vor das Objektiv, die Aufnahmen werden immer besser... Klick!

 

Löcherbiene

Wieder und wieder drücke ich auf den Auslöser und bin begeistert, als sich mein kleiner pelziger Freund auch noch scheinbar zur Kamera dreht. Ich ignoriere die Schmerzen und ein kitzelndes krabbeln hinter dem Ohr, freue mich über weitere schöne Aufnahmen und frage mich, ob das unbekannte Flugobjekt wohl eine seltene Wildbiene ist.

Die Vielfalt der Insekten im Blühfeld fasziniert mich und die Zeit verfliegt. Eigentlich müsste ich jetzt dringend... unbedingt muss ich heute auch noch... egal! Da sitzt ein neues Wesen auf der Kornblume, das hatte ich noch nicht!

Ich nutze von nun an jede freie halbe Stunde in der Erntesaison und entspanne mich im Blühfeld hinten am Hof. Immer wieder finde ich neue kleine Flieger. Auch als Laie, der nicht viel von Insekten versteht, kann ich schon bald viele Blütenbesucher unterscheiden.

Einige sehe ich jedes Mal wieder, andere sind mir nur ein einziges Mal begegnet. Hastig und scheinbar immer in Eile fliegen sie von Blüte zu Blüte, immer auf der Such nach dem richtigen Pollen und Nektar.

Von dem Wildbienenexperten Rolf Witt erfahre ich später, dass es in Deutschland etwa 540 verschiedene Wildbienenarten gibt, bei uns hier im Norden immerhin um die 280. Einige von ihnen werden immer seltener, sie sind akut vom Aussterben bedroht oder gelten sogar schon als verschwunden.

Die Erzählungen des Biologen über die Lebensweise der Wildbienen und die Zusammenhänge in der Natur beeindrucken mich. Es gibt Arten, die sind auf ganz bestimmte Pflanzen angewiesen, ohne diese können sie nicht überleben. Weil diese Pflanzen in den letzten Jahrzehnten immer weniger wurden finden die Experten auch immer seltener diese bedrohten Insekten. Der Artenrückgang, so berichtet mir Herr Witt, ist alarmierend. Mein Wunsch, den Wildbienen zu helfen wird immer größer.

Libelle reibt sich die Augen
irgend eine Fliege...

Schnell lerne ich aber von dem Fachmann, dass dies gar nicht so einfach ist. Die Ansprüche der wilden Bienen sind zum Teil schon sehr speziell...

Gerade den bedrohten Arten ist mit ein paar Sonnenblumen, Senf und Ölrettich als Standartblühpflanzen allein nicht viel geholfen. Ein sehr ausgewogenes und vielfältiges Angebot an Blühpflanzen vom frühen Frühjahr bis zum ersten Frost im Herbst ist ein guter Anfang, führt aber ohne die richtigen Nistmöglichkeiten und Überwinterungsorte langfristig nicht zu einer deutlichen Verbesserung. Erst wenn es gelingt, über Jahre alle Ansprüche der gefährdeten Wildbienen zu erfüllen und ihnen einen Lebensraum zurück zu geben, kann ich hier bei uns den Artenrückgang aufhalten und den Insekten sinnvoll helfen.

Das möchte ich tun, je größer das Projekt wird, um so besser! Und mit der begleitenden Beratung und Unterstützung des Wildbienenexperten Rolf Witt wird sicher gestellt sein, dass ich auch genau das richtige tue. Gemeinsam freuen wir uns auf unser neues Projekt.

 Und die vielen Wildbienenaufnahmen, die ich stolz Herrn Witt gezeigt habe?

"Das meiste sind gar keine Wildbienen, sondern Schwebfliegen. Die sind auch nett und hilfreich, aber nicht wirklich bedroht. Es sind aber vereinzelt auch interessante Wildbienen dabei, um die sollten wir uns in Zukunft verstärkt kümmern!"

 

Text, Emotionen, Bilder und Rückenschmerzen von Hajo Kaemena :-)

Die kleinen sollen mal ganz groß rauskommen bei Ihnen? Kein Problem, einfach auf das bild klicken! :-)